Affenlabor Covance für „Herz aus Stein“ nominiert

01.03.23
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Von Ärzte gegen Tierversuche

Verein Ärzte gegen Tierversuche vergibt Negativpreis für den schlimmsten Tierversuch

Ärzte gegen Tierversuche ruft zur Online-Abstimmung über das „Herz aus Stein 2023“ auf. Der bundesweite Verein will damit auf besonders grausame und absurde Tierversuche aufmerksam machen, die in Deutschland durchgeführt worden sind. Zur Wahl stehen fünf Versuche, die zwischen 2020 und 2022 in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Die Labcorp Early Development Services GmbH (besser bekannt unter dem früheren Namen Covance Laboratories GmbH) in Münster ist für einen Versuch nominiert, bei dem schwangeren Affen ein Medikament gespritzt wurde, das längst auf dem Markt ist.

„Von Tierversuchsbefürwortern wird oft behauptet, dass Tierversuche zum Wohle des Menschen durchgeführt werden. Auch wird das Leid der Tiere in den Versuchen zumeist verharmlost“, sagt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. „Das ‚Herz aus Stein‘ soll dieser gezielten Fehlinformation entgegenwirken und darüber informieren, welch absurde und grausame Versuche in deutschen Tierversuchslaboren tatsächlich durchgeführt werden. Mit der Abstimmung bringen wir dafür exemplarisch einige der Versuche ans Licht der Öffentlichkeit.“

Bei Covance in Münster wurde schwangeren Langschwanzmakaken ein Medikament gespritzt. Zu verschiedenen Zeitpunkten während der Schwangerschaft wurde den Affen Blut abgenommen. Auch nach der Geburt wurde ihnen und ihrem Nachwuchs mehrfach Blut abgenommen. Außerdem wurden die Neugeborenen auf Missbildungen und neurologische Probleme untersucht. Zusätzlich erhielten die Säuglinge zweimalig einen Stoff gespritzt, durch den eine starke Immunreaktion hervorgerufen wurde. Ein Muttertier wurde wegen einer Nierenerkrankung, die möglicherweise auf das Medikament zurückzuführen war, getötet. Drei Babys starben aufgrund von Infektionen, die eventuell aufkamen, weil das Immunsystem der Tiere durch das Medikament geschwächt wurde. 180 Tage nach der Geburt wurden die Tiere getötet. „Natürlich brauchen Patienten sichere Medikamente,“ so Walter. „Ob sich die in den Versuchen für Affen gewonnenen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist jedoch ungewiss. Der nominierte Versuch ist dabei umso absurder, weil das untersuchte Medikament bereits 2010 zur Behandlung einer bestimmten Form der Leukämie in der EU zugelassen wurde. Nachdem diese Indikation nun aus kommerziellen Gründen nicht mehr interessant ist, wird es zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt, wofür nun erneut Tierversuche durchgeführt werden. Covance hat damit den Negativpreis verdient.“

Neben Covance sind vier weitere Kandidaten für besonders grausame und absurde Versuche nominiert:
So wurden in Bayreuth Fische mit Elektroschocks betäubt und das Zucken der Tiere auf Video aufgezeichnet. Außerdem wurde gemessen, wie lange die Atmung der Tiere aussetzte. In Duisburg-Essen wurden Graumullen die Augen herausgeschnitten, um zu untersuchen, ob dadurch die magnetische Orientierung der Tiere verloren geht und sich ihr Nestbauverhalten ändert. In Marburg wurden Affen durch Durst gezwungen, mit angeschraubtem Kopf in einem Primatenstuhl zu sitzen, während ihre Gehirnaktivität mit Elektroden vermessen wurde. Und in Rostock wurden bei Mäusen schmerzhafte Magen-Darm-Erkrankungen hervorgerufen und dann untersucht, ob sich ihr Leid anhand von Blutwerten in Zahlen fassen lässt.

Die Versuchsbeschreibungen sind der öffentlichen Datenbank des Vereins entnommen, in der zurzeit über 5.300 Beschreibungen von in Fachzeitschriften veröffentlichten Tierversuchen aus Deutschland dokumentiert sind. Ausführliche Beschreibungen der Kandidaten inklusive Originalquellen finden sich auf der Aktions-Webseite. Der Verein betont, dass es sich bei den Kandidaten um Institute handelt und nicht um Personen.

Ärzte gegen Tierversuche setzt sich nicht nur gegen Tierversuche, sondern vor allem für tierversuchsfreie Methoden ein. Um Wissenschaftlern, Politikern und auch der interessierten Öffentlichkeit zu zeigen, welche modernen, humanrelevanten Möglichkeiten bereits existieren, hat der Verein eine Datenbank über tierversuchsfreie Verfahren angelegt, in der sich bereits über 1.600 Einträge befinden. Diese NAT-Datenbank wurde kürzlich mit dem international renommierten Lush Prize sowie mit dem Niedersächsischen Tierschutzpreis ausgezeichnet.

Als Gegenpol zum Negativpreis „Herz aus Stein“ lobt der Ärzteverein den mit 20.000 € dotierten „Herbert-Stiller-Preis“ für humanrelevante Forschung aus, für den noch bis Ende Mai Forschungsanträge eingereicht werden können. Damit will der Verein konkret tierversuchsfreie Forschungsansätze fördern, welche staatlicherseits nur mit einem Bruchteil der Fördergelder für Tierversuche unterstützt werden.

Die Abstimmung zum „Herz aus Stein“ ist anonymisiert und läuft vom 27.02. bis 06.03.2023 unter www.herz-aus-stein.info.

Weitere Informationen
www.herz-aus-stein.info
www.datenbank-tierversuche.de 
www.nat-datenbank.de
www.herbert-stiller-preis.de







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