Alleeh Hopp – Prunk und Kappensitzung der LINKE Saar

03.02.08
KulturKultur, Saarland, News 

 

„Tausend rote Köpfe" reißen Linke an der Saar vom Hocker

Von Claude Michael Jung

Zu ihrer ersten gemeinsamen Prunk und Kappensitzung traten Ältestenrat und die Mitglieder des Elferrats der Partei DIE LINKE Saar am Karnevalssamstag im blauen Saal der Saarbrücker „Halle des Volkes" zusammen. Mehr als 2000 Mitglieder und Freunde der Linken drängten sich in dem überfüllten Saal zusammen, um dem üppig gestalteten Programm ihre Reverenz zu erweisen.

„Karnevalistisch hat diese LINKE was drauf", so ein neutraler Beobachter aus dem Großherzogtum Luxemburg. Zwar konnte Oskar Lafontaine aus Termingründen nicht persönlich anwesend sein, Sire Oskar ließ dafür seinen Hut, den er als Saar Ministerpräsident in stürmischen Zeiten trug, links neben der Eingangstür zum Festsaal auf einem Ständer platzieren, was das Parteivolk dankend anerkannte und den alten Filzhut ehrfurchtsvoll grüßte. Sogar eine Juso-Delegation, die eine Grußbotschaft überbrachte, sowie einige versprengte SPD Mitglieder verneigten sich seufzend und in tiefer Andacht vor Oskars historischer Kopfbedeckung.

Nachdem der greise Baron Gottfried-Tatterich von Mehlschwitz, als Vorsitzender des Ältestenrats, mit schwerer Zunge das Spektakel eröffnet hatte, war der Auftritt des Balletts des roten Frauenbataillions, ein erster, Aufsehen erregender Höhepunkt des Abends. Das Sozialismus nicht zwangsläufig zu Textilmangel führen muss, zeigte der schwungvolle Can-Can der roten Ballettratten. Dezent und züchtig verbargen die selbstgestrickten wollenen Strupfhosen den reizenden Speck der Tänzerinnen. Selbst die Krampfadern traten unter der Wollpracht dezent in den Hintergrund.

Friedhelm Mostrich, gab mit seinem Sketch „Terz im Landesvorstand", der er mit seiner Partnerin Manuela Senf aufführte, ein realitätsnahes Bild der Landesvorstandsitzungen zum Besten. Lediglich die Fußtritte und Blutgrätschen unter dem Tisch fielen etwas zu realitätsnah aus. Die Plessuren konnten aber mit den bereitgestellten Eisbeuteln schnell gemildert werden. Dafür konnten die verbalen Entgleisungen des Duos Friedhelm und Manuela das Publikum überzeugen. Nicht enden wollender Applaus verabschiedete das Duo von der Bühne.

„Die Linken Hofsänger", ein gemischter Chor aus den Kreisvorständen erhielt stehende Ovationen für die dargebotenen Schunkel und Revolutionslieder aus der Operette „Tausend rote Köpfe", des saarländischen Komponisten Fritz Lemmes. Wo Licht ist, da ist allerdings auch Schatten. Der Auftritt der Linksjugend geriet zum Debakel für die Protagonisten. Ihr Kriegstanz, der „Red Socks Rock" führte zu einem heillosen Wirrwarr der Stelzen und schließlich zu einer Verknotung der Tanzbeine untereinander. Die Veranstaltung musste knapp eine Stunde unterbrochen werden, bis ein herbeigeeilter Grätenexperte den gordischen Knoten lösen und die Linksjugend wieder auf freiem Fuß war.

Enttäuschung bei den Veranstaltern und Gästen über das Nichterscheinen des Generalsekretärs der Saar CDU und parlamentarischen Geschäftsführers der CDU-Landtagsfraktion Stephan Toscani. Der schwarze Trompeter hatte im Verlauf der Woche noch auf einer Kappensitzung seiner Partei verkündet: „Eine rot-rote Politik würde den sicheren Abstieg unseres Landes bedeuten. Das Saarland steht unter Führung von Peter Müller so gut da wie nie zuvor. Die Zahl der Arbeitsplätze wächst, die Zahl der Arbeitslosen ist so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Saar-Wirtschaft läuft gut, die Wachstumsraten liegen über dem Bundesdurchschnitt. Wir sind Spitze in der Ausbildung. Der einzige Garant für diesen Kurs sind Peter Müller und die CDU – Drum alleeh hopp und weiter so".

Sitzungspräsident Baron Gottfried-Tatterich von Mehlschwitz musste eingestehen, dass man bei der Ankündigung, der schwarze Stephan würde seine Karnevalsrede in Sachen Farbenlehre hier in der Bütt erläutern, auf den Schwindel eines saarländischen Eulenspiegels hereingefallen war.

Trotz alledem, die erste gemeinsamen Prunk und Kappensitzung von Ältesten und Elferrat der LINKE Saar war ein voller Erfolg und soll im kommenden Jahr bereits zu den linken Traditionsveranstaltungen an der Saar gehören. Oskar Lafontaines Hut wurde inzwischen wieder auf seinen angestammten Platz im Plenum des saarländischen Landtags überführt, damit ihm die närrischen Abgeordneten bei der nächsten Kappensitzung des hohen Hauses wieder ein ehrerbietiges „Gott zum Gruß" entgegenbringen können.

Au, den 2. Februar 2008







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