Römer empfängt Burschenschaften: Kundgebung gegen reaktionäre Männerbünde
06.11.10
Antifaschismus, Hessen, TopNews
Gestern Nachmittag kamen vor dem Frankfurter Römer ca. 250 Antifaschist_innen zusammen, um mit einer Kundgebung gegen den Empfang des Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA), in dem sich unter anderem die Deutsche Burschenschaft organisiert, durch Vertreter_innen der Stadt zu protestieren.
Auch Mitglieder der Partei „Die Linke“ solidarisierten sich mit dem Protest, der das Motto „Der Reaktion ins Bier spucken“ trug. Im Anschluss an die Kundgebung zogen ca. 150 Demonstrationsteilnehmer_innen spontan und von der Polizei unbehelligt zum Haus der Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia, einer in der Deutschen Burschenschaft organisierten rechtskonservativen Korporation. Zum Protest gegen den Convent hatte ein Bündnis von Gruppen mit unterschiedlichen politischen Schwerpunkten aufgerufen.
Die Kritik an den Verbindungen bezog sich dabei nicht nur auf die Überschneidungen der Deutschen Burschenschaft mit neonazistischen Kräften, sondern auch auf das allen Verbindungen gemeinsame sexistische Weltbild und das von ihnen vertretene Elitenprinzip.
Ein Antrag im Kultur- und Freizeitausschuss von ÖkoLinX-ARL zur Ausladung des CDA scheiterte in der letzten Woche unter anderm an der Ablehnung durch die Grünen, die den Empfang zwar als Fehler bezeichneten, aber auch dem Protest dagegen fern blieben.
Soraya Quani: "Die Werte, für die Verbindungen stehen, werden leider als falsche Reaktion auf die Krise auch von großen Teilen der Bevölkerung unhinterfragt übernommen. Der Ruf nach politischer Führung wird lauter. Ein Grund mehr für uns, diesem reaktionären Konsens immer wieder die Forderung nach einem selbstbestimmten, guten Leben für alle entgegenzusetzen."
Bereits im Vorfeld gelang es durch Protest, eine Ausladung des CDA erst aus der Industrie- und Handelskammer und anschließend aus dem Hotel Mövenpick zu erreichen. Dort sollte der 10. Deutsche Akademikertag des CDA, der eigentliche Grund für die Frankfurtreise der Korporierten, zunächst stattfinden.
Schließlich fand man Unterschlupf im Darmstädter Hof in Nieder-Eschbach, der mit der politischen Gesinnung auch der rückwärtsgewandtesten Burschenschaften scheinbar kein Problem hat. Im gleichen Etablissement konnte eine Mitgliederversammlung der Frankfurter NPD 2007 nur durch eine Blockade verhindert werden. Im Anschluss an die gestrige Kundgebung auf dem Römerberg gelang es den Demonstrationsteilnehmer_innen, eine spontane Demonstration zum Haus der Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia durchzuführen, die für den Abend zu einer Semesterparty geladen hatte. Die schlagende Verbindung ist als Teil der Deutschen Burschenschaft im CDA organisiert und vertritt offen rechtes Gedankengut.
„Auch wenn es uns nicht gelungen ist, den Empfang im Römer zu verhindern, konnten wir ein klares Statement gegen die Verbindungen und ihr Weltbild vorbringen und uns über eine kraftvolle Spontandemo freuen. Ein gelungener Auftakt zu den morgigen Protesten!“, so Soraya Quani am gestrigen Abend.
Gegenwärtig versammeln sich die Gegner_innen der Reaktionäre erneut zu einer Protestkundgebung vor den Räumlichkeiten des Darmstädter Hofs.
http://derreaktioninsbierspucken.blogsport.de www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/Burschenschaften/verbindungen-kappen/inhalt.htm
|