Von Initiative Soziale Sicherheit
Am Dienstag kündigte der Nürnberger Energieversorger an, die Preise für Fernwärme im Schnitt um 73 Prozent anzuheben, der Verbrauchspreis soll sogar um 97 Prozent steigen. Rund 50.000 Haushalte nutzen in Nürnberg Fernwärme.
Dazu erklärt Gunther Geiler, Geschäftsführer vom Deutschen Mieterbund: "Steigerungen in dieser Höhe stellen nicht nur arme Familien vor riesige Probleme, sondern selbst Haushalte mit mittlerem Einkommen. Es zeigt sich, dass die von der Bundesregierung gerade beschlossenen Entlastungen bei weitem nicht die realen Belastungen auffangen. Deshalb muss deutlich nachgebessert werden. In Hinblick auf die angekündigten Preissteigerungen bei Gas und Strom fordern wir, dass Unternehmen wie die N-Ergie bei den Anhebungen nur die tatsächlichen Kostensteigerungen unter Berücksichtigung sozialer Belange an die Kunden weiter geben."
Anhebung nach Börsen- oder Bundesindex
Gesetzlich ist festgeschrieben, dass Fernwärmeanbieter ihre Kostenberechnung in einer Preisformel darlegen müssen. Bei genauerer Betrachtung der Preisformel der N-Ergie fällt auf, dass die N-Ergie bei der Berechnung des neuen Fernwärmepreises nicht auf den Preisindex des statistischen Bundesamtes zurückgreift, sondern ausschließlich, auf den um ein Vielfaches höheren EEX-Börsenpreisindex. Dieser EEX-Börsenpreisindex spiegelt einzig und allein die Steigerungen der Börsenpreise für Gas wider. Es wird völlig außer Acht gelassen, dass Fernwärmeanbieter wie die N-Ergie, den ganz überwiegenden Teil des Gases über langfristige Lieferverträge beziehen und nur ein kleinerer Teil tagesaktuell an der Leipziger Energiebörse EEX eingekauft wird.
Andere Städte, wie zum Beispiel Stuttgart, beziehen sich hingegen in ihrer Preisformel auf den Preisindex des statistischen Bundesamtes. Der Preisindex des statistischen Bundesamtes ist für die Verbraucher deutlich günstiger, da er die gesamte Gaspreisentwicklung erfasst inkl. der langfristigen Lieferverträge und nicht nur die aktuell explodierende Preisentwicklung an der Leipziger Energiebörse. Im Ergebnis kostet eine Megawattstunde in Stuttgart 104,00 Euro, während sie in Nürnberg nun 129,45 Euro kostet. Dies macht einen jährlichen Preisunterschied bei einer 3 köpfigen Familie mit einem Verbrauch von 12 mWh von rund 305 Euro.
Dass die Nürnberger N-Ergie sich allein auf den Börsenindex EEX bezieht, ist erstmal nicht nachvollziehbar. Eine solche Berechnung birgt die Gefahr, dass der Preis für Fernwärmekunden stärker steigt als es die Kostenbelastung der Energieversorger erfordert.
Forderung nach Härtefallfonds
Um Haushalte in finanziell schwierigen Situationen zu unterstützen, wurde in München nun von den Stadtwerken ein Wärmefonds in Höhe von 20 Millionen Euro aufgelegt. Unsere Initiative für soziale Sicherheit fordert gleiches für Nürnberg.
Gunther Geiler erklärt: "Angelehnt an München muss jetzt ein Wärmefonds von der N-Ergie in Höhe von 10 Millionen Euro aufgelegt werden, um einkommensschwache Haushalte zu unterstützen, die die erhöhte Belastung nicht tragen können." Herbstproteste starten in Bayern/Nürnberg Diesen Samstag, den 10. September 2022 starten um 14:00 Uhr auf dem Nelson-Mandela-Platz in Nürnberg am Südausgang Hauptbahnhof Nürnberg die Herbstproteste in Nürnberg. Dabei wird es natürlich auch um die unzureichenden Pläne der Bundesregierung gehen und die aktuelle Preisankündigung der N-Ergie. Uns geht es darum, dass alle Menschen sicher durch diese Krise kommen.
Als renomierte Persönlichkeiten werden sprechen:
- Christiane Paulus – Geschäftsführerin Paritätischer Wohlfahrtverband Mittelfranken
- Gunther Geiler – Geschäftsführer Deutscher Mieterbund Nürnberg
- Ulli Schneeweiß – ver.di-Gewerkschaftssekretär
- Mustafa Gülbas – IG Metall-Vertrauensmann von Vitesco Nürnberg
- Kathrin Flach Gomez – Bürgerbegehren 365-Euro-Ticket
Für die musikalische Begleitung sorgt GYMMICK.