Geprüfter Humanist in 6 Wochen

18.01.21
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Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

In der Ankündigung der Humanistischen Vereinigung K.d.ö.R. (HV) erklärt der KursTutor stolz, dass man ohne Vorkenntnisse in 6 Wochen geprüfter Humanist mit einem hochwertigen und qualifizierten Zertifikat werden kann. Auch für einen promovierten Philosophen gilt das gedruckte und gesprochene Wort! Allen Humanisten und denen, die es werden wollen, verschlägt es schier den Atem. Da bemüht man sich Jahre und oft auch ein Leben lang, ein Humanist zu sein bzw. zu werden, und völlig unerwartet kommt ein Angebot daher, die ganze Mühe in nur 6 Wochen für nur 49 € und mit einem Zertifikat zum geprüften Humanisten erledigen zu können. Da hat sich ein promovierter Philosoph nach seiner Flucht aus dem Elfenbeinturm [der Universitätslehre] hinein ins richtige Leben etwas scheinbar grandios Neues einfallen lassen, das er aber wohl selbst nicht ganz versteht. Um welche Qualifikation handelt es sich denn eigentlich? Welchen hohen Wert hat das Zertifikat und wofür? Ist er denn selbst geprüfter Humanist? Hat er sich die von ihm ausgedachte Prüfung vielleicht selbst abgenommen? Und wie steht es mit seinem Verbandsvorsitzenden, der weltweit in Sachen Humanismus unterwegs aber (noch) kein geprüfter Humanist ist? Und wie sollen sich da erst alle anderen Humanisten aus anderen humanistischen Organisationen fühlen, die jetzt plötzlich ohne wertvolles und qualifiziertes Zertifikat als geprüfter Humanist dastehen?

Die im GG §5 garantierte Freiheit der Lehre kann die Legitimation für den Kurs zum geprüften Humanisten nicht sein, weil es einen Beruf Humanist nicht gibt. Eine Lebenseinstellung kann zwar gelehrt, aber nicht zertifiziert werden, es sei denn in einem total autoritären System. Es gibt in unserer Gesellschaft bis heute keine gesetzlich anerkannte Prüfung oder Prüfstelle für Humanismus. Zertifizierungen gibt es z.B. in der beruflichen Fortbildung. So kann man nach einer entsprechenden Ausbildung und Prüfung 'Geprüfter Hausmeister' oder 'Geprüfte Krankenschwester' werden und hat somit den Nutzen einer beruflichen Qualifikation. Was aber ist der Nutzen des 'Geprüften Humanisten'? Sicherlich in der Kasse der HV und im Ego des Kurs-Tutors. Der geprüfte Humanist kann damit gar nichts anfangen, weder beruflich noch persönlich. Humanismus ist nämlich eine Geisteshaltung, ein lebenslanger Prozess, der den Menschen immer wieder fordert und nie endgültig abgeschlossen ist. Die Weltdachorganisation Humanists International (vormals IHEU) stellt klar fest, dass niemand ein Zertifikat braucht, um ein Humanist zu sein (Nobody needs a certificate to be a humanist), und weiter: Mit einem Test kann man nicht zertizieren, dass man ein richtiger Humanist ist, das ergäbe keinen Sinn (It is not a test to certify that you are a real humanist, which would make no sense). Demnach ist ein Zertifikat zum geprüften Humanisten von eben dem Dachverband für sinn- und nutzlos erklärt, dessen Mitglied die HV ist. Das sollte die HV eigentlich wissen.

Fazit: Ein geprüfter Humanist mit wertvollem und qualifizierten Zertifikat nach 6 Wochen ist ein Unding und führt die Initiative der HV ad absurdum (in die Absurdität).







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