von Reinhold Schramm (Bereitstellung)
Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU
[Teil 2]
»Auf dem Gebiet der Theorie stellten die Revisionisten von ihren ersten Schritten an dem revolutionären Marxismus ein opportu- nistisches System von Anschauungen geg- enüber.
Die Revisionisten stellten die demagogische Losung der „Freiheit der Kritik“ auf, wagten es jedoch nicht, den Marxismus offen und vollständig abzulehnen, aber sie „widerlegten“ ihn Teil für Teil, wobei sie sich den Anschein gaben, Marx’ Theorie zu verbessern. [Hervorhebungen – R. S.] Ihre Angriffe auf die Grundlagen des Marxismus versuchten sie damit zu rechtfertigen, dass viele Leitsätze des Marxismus veraltet, durch die Praxis widerlegt seien usw. -
Lenin schrieb darüber, dass mit den heuchlerischen Phrasen von der „Freiheit der Kritik“ die Revisionisten die Freiheit, die Sozialdemokratie in eine Partei der Reformen zu verwandeln, die Freiheit der opportunistischen Richtung in der Sozialdemokratie zu bemänteln suchen.
In den Sammelband sind die Arbeiten Lenins aufgenommen worden, die Schritt für Schritt seinen Kampf gegen die dem Marxismus feindlichen Theorien in der Befreiungs- bewegung des Proletariats unseres Landes und in der internationalen Arena widerspiegeln, einen Kampf, der bereits von Karl Marx und Friedrich Engels begonnen wurde.
In dem „Vorwort zur russischen Übersetzung der Briefe von K. Marx an L. Kugelmann“, dem „Vorwort zur russischen Übersetzung des Buches ,Briefe und Auszüge aus Briefen von Joh. Phil. Becker, Jos. Dietzgen, Friedrich Engels, Karl Marx u. A. an F. A. Sorge und Andere’“ und in dem Artikel „Marxismus und Revisionismus“ legt W. I. Lenin die Geschi- chte des Kampfes von Marx und Engels gegen die Idealisten, Vulgärökonomisten, Proudhonisten, Blanquisten, Lassalleaner, die deutschen, französischen, englischen und sonstigen Opportunisten in gedrängter Form dar. Lenin schreibt, dass sich durch Marx’ Briefwechsel wie ein roter Faden die Warnung vor dem „rechten Flügel“ der deutschen Partei zieht, „der schonungslose (mitunter, wie bei Marx in den Jahren 1877 bis 1879, wütende) Krieg gegen den Opportunismus in der Sozial- demokratie“ (S. 70).
[Dieser und alle weiteren Hinweise auf Seitenzahlen im Vorwort beziehen sich auf den vorliegenden Sammelband. Die Red.]
Lenin ist von der Offenheit begeistert, mit der Marx und Engels gegen den Opportunismus auftraten, von der Konsequenz, mit der sie gegen die „... Verunglimpfung (deutsch ,Verluderung’ – ein noch kräftigeres Wort) der Partei und der Theorie ...“ (S. 71) kämpften. „Der ,wütende’ Angriff Marx’ führte dazu, dass die Opportunisten zurückwichen und ... sich unsichtbar machten“ (S. 71), schrieb Lenin über die Isolierung der rechten Opportunisten in der deutschen sozialdemokratischen Partei in den Jahren 1879–1882.
Unter den Bedingungen des Imperialismus, der alle Widersprüche des Kapitalismus verschärfte, begann der Revisionismus zu einer besonders großen Gefahr zu werden. Der Kampf für die sozialistische Revolution wurde in dieser Periode zur praktischen Aufgabe. Unter diesen Bedingungen hätte ein Sieg des Revisionismus die Arbeiterklasse zur Kapitulation vor der Bourgeoisie geführt, wäre die sozialistische Revolution unmöglich geworden und die Befreiungsbewegung des Proletariats zurückgeworfen worden. Eben deshalb zeigte Lenin im Kampf gegen den Revisionismus eine solche Leidenschaftlichkeit und Unversöhnlichkeit. -
Die Versuche, den Marxismus durch den Reformismus zu ersetzen, die revolutionäre Partei in eine reformistische Partei zu verwandeln, betrachtete Lenin als gleichbedeutend mit politischem Selbstmord. -
Entschlossen kämpfte Lenin gegen den Opportunismus in Russland – den „legalen Marxismus“, den „Ökonomismus“, den Menschewismus und seine Abart, den Trotzkismus –, schützte er die revolutionäre Theorie vor Entstellungen und Verflachungen.
Lenin hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Revisionismus sowie die anderen Arten des Opportunismus keine nationale, sondern eine internationale Erscheinung darstellen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in allen Ländern Europas weite Verbreitung fand: in Deutschland (die Bernsteinianer), in Frankreich (die Ministerialisten), in England (die Fabier) und in Russland die legalen Marxisten und die „Ökonomisten“, späterhin die menschewistischen Liquidatoren, „... eine einzige Familie“, schrieb Lenin, „sie alle loben einander, lernen voneinander und ziehen gemeinsam gegen den, dogmatischen’ Marxismus zu Felde“ (S. 36).
In dem „Vorwort zum Sammelband ,Zwölf Jahre’“ ruft sich Lenin das Bild des Kampfes gegen die russischen „Marx-Kritiker“, d. h. die „legalen Marxisten“, ins Gedächtnis, die bestrebt waren, den Marxismus den Bedürfnissen und dem Geschmack der Bourgeoisie anzupassen. Die Polemik gegen den Vertreter des „legalen Marxismus“, P. B. Struve, war nach Lenins Zeugnis „schroff und (hinsichtlich der sozialdemokratischen Schlussfolgerungen) bestimmt“ (S. 92), da Struve in seiner Kritik der Volkstümlerrichtung nicht zum proletarischen Sozialismus, sondern zum bürgerlichen Liberalismus gelangte und seine für den oberflächlichen Blick unbemerkbaren Abweichungen vom Marxismus von Lenin gleichzeitig aufgedeckt wurden. -
Später mahnte Lenin in dem Artikel „Der Zusammenbruch der II. Internationale“: „Der Struvismus ist nicht nur ein russisches, sondern ... ein internationales Bestreben der Theoretiker der Bourgeoisie ... Man will vom Marxismus alles nehmen, was für die liberale Bourgeoisie annehmbar ist, einschließlich des Kampfes um Reformen, einschließlich des Klassenkampfes (ohne Diktatur des Proletariats), ... und will ,nur’ die lebendige Seele des Marxismus, ,nur’ sein revolutionäres Wesen beiseite werfen.“ (S. 227.)«
[Vorwort: Teil 2]
Quelle: W. I. Lenin – Gegen den Revisionismus. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden. Dietz Verlag Berlin 1959. Russischer Originaltitel: В. И. ЛЕНИН, ПРОТИВ РЕВИЗИОНИЗМА. Den Sammelband haben vorbereitet N. I. Krutikowa und N. I. Mase. Redaktion: F. W. Konstantinow und G. D. Obitschkin. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU.
VON: REINHOLD SCHRAMM (BEREITSTELLUNG)