Lesebrief von Sebastian Gerhardt
04.11.12
Leserbriefe
Schon vor Monaten gab es zu diesem Text in Berlin Diskussionen, die einen unveränderten Nachdruck zu einem durchaus bemerkenswerten Ereignis machen.
Nur zu einem Punkt in dem Elaborat möchte ich etwas anmerken, weil er wie kaum ein anderer Teil die Unfähigkeit des Kollegen Creydt charakterisiert, den Unterschied zwischen Theorie und Praxis auch nur zu Kenntnis zu nehmen. Es handelt sich um den Abschnitt, wo Meinhard die Kritik an der späten Wendung des Herrn Gauck hin zur Opposition zurückweist: Auch andere Leute, etwa Renate Hürtgen, hätten doch erst 1988 zur DDR-Opposition gefunden.
Wie aber war es wirklich?
Wer 1988 sich der Opposition in der DDR anschloß, der oder die wußte nicht, daß Erich Honecker am 18. Oktober 1989 offiziell zurücktreten würde. Noch Anfang Oktober 1989 waren konspirative Arbeitsweisen in Teilen der Opposition nötig. Noch Anfang Oktober 1989 wurde von Polizei und MfS fleißig verhaftet - und zwar zur Verbringung in Knäste, gegen die sich der modern kapitalistische Standard im heutigen überfüllten Berlin Tegel sehr positiv abhebt.
Wer dagegen - wie Pastot Gauck - 1988 ganz klar gegen einen "Kirchentag von unten" eintrat und erst Mitte Oktober '89 beim Neuen Forum auftauchte, der ist bestimmten politischen Konflikten und persönlichen Risiken sehr klar aus dem Weg gegangen.
Sebastian Gerhardt
Wie manche Linke Gauck nicht inhaltlich kritisieren, sondern ihm etwas anhängen - 08-11-12 20:50 Aufgeregte Entrüstung gegen „kalte Herzen“ - 23-10-12 21:50
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