LB zu: Volker Ritter: Offener Brief an einen Regierenden Faschisten (http://www.scharf-links.de/48.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=61464&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=cb2c673238)
V. Ritter hat natürlich völlig recht, wenn er die staatlichen Provokationn und Gesetzesbrüche im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel kritisiert. Aber aus jeder üblichen Machenschaft der politischen Form einer (kapitalistischen) Klassengesellschaft gleich einen "faschistichen" Angriff zu machen, ist auf jeden Fall ein Eigentor. Wenn der Begriff "Faschismus" mehr oder weniger für alles steht, was einem (zu Recht) nicht behagt, verliert er jeden analythischen Wert. Vorallem aber macht dieses Vorgehen blind gegenüber der nie auszuschließende Wende der herrschenden Bourgeoisie zu einer umfassend terroristischen Herrschaft (Faschismus) gegen alle unabhängigen Organisationen der werktätigen Bevölkerung und isbesondere der Arbeiterklasse. Eine solche Wende hat die deutsche Bourgeoisie aber angesichts der Schwäche der Arbeiterbewegung heute gar nicht nötig. Die staatlichen Maßnahmen in Hamburg bewegen sich deshalb durchaus noch im Rahmen der "bürgerlichen Demokratie", deren Existenz man als Linker begrüßen aber nicht idealisieren sollte, indem man sie mit einem politischen Ponyhof verwechselt. Im übrigen sei betont, dass selbst unter faschistischen Bedingungen von ernstzunehmenden Gegnern des Faschismus das reale Kräfteverhältnis als Grundlage der eigenen Strategie und Taktik zu beachten ist und das Anzünden von Privatautos und Plündern von Supermärkten immer ausschließt. Wenn die Antifaschistenstark genug sind, dem Faschismus Paroli zu bieten, brauchen sie das nicht, wenn sie zu schwach sind (wenn nicht gar überhaupt) nützt es ausschließlich den Herrschenden. Offen gesagt finde ich es unfassbar, dass man so etwas nach den historischen Erfahrungen mit dem realexistierenden Faschismus immer wieder betonen muss.
Offener Brief an einen Regierenden Faschisten - 11-07-17 20:57