Lieber Meister Lafontaine, für wie blöd hältst du denn die Linken?

15.01.08
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Ein paar Worte an Oskar Lafontaine

Von Hartmut Barth-Engelbart

Hallo Oskar, ein paar offene Worte an Dich, die LINKE und an alle, die in der hessischen roten Ex-Hochburg nicht mit dabei waren. Nach Deinem grandiosen Auftritt am 14.01. 2008 beim Neujahrsempfang der LINKEN, rund 450 Gäste beklatschen zunächst vier respektable Beiträge der regionalen LandtagskandidatINNen der LINKEN - das war klar, zum Teil etwas unprofessionell und grade deshalb "bei den Leuten" und es war ermutigend.

In Langenselbold - der ehemaligen KPD- und dann DKP-Hochburg im Frankfurter Speckgürtel - hatte die LINKE bereits aus Frankfurt gelernt - nicht dass der Auftritt von 1500 Aktiven gegen Koch auf dem Römerberg gemeint wäre, wo der brutalstmögliche hessische Falschmünzer den Hintereingang nehmen musste - auch daraus lernt die LINKE - und verspricht, die außerparlamentarische Opposition zu stärken --

Nein. es war der Auftritt von Dieter Hooge, dem FFMer Spitzenkandidat und ExDGB-Vorsitzenden in Hessen, der seinen Weg zum LINKEN-Spitzenkandidat beschrieb und dann den LINKEN-Parteichef Brisk-Biskin-Bsirske-Bisky oder so ähnlich die Errungenschaften LINKER-Regierungsbeteiligungen und anderer staatstragender Aktionen gegen die Kritik aus dem Saal verteidigen ließ : "Der Bund war das, die Bundesregierung, der Sachzwang...": 39.000 EinEURO-Jobs in Berlin, Austritt aus der Tarifgemeinschaft der Länder und Lohnsenkung und Stellenabbbau und Arbeitszeitverlängerung im Öffentlichen Dienst, Streichorgien im Kultursektor, Verkauf von Wohnungsbaugesellschaften und Stadtwerken oder zumindest von Anteilen ... Privatisierung von Krankenhäusern ... Schulschliessungen ...

 

Und, das muss man sich genau anhören, was da zum Beispiel der Kollege & Genosse Rainer Thiel aus Brandenburg berichtet, das alles hat Widerstand hervorgerufen und gegen diesen Widerstand hat nicht nur die Platzek-Wowereit-Ringsdorf-Kurt-Sbeck-SozialDemontagePartei Deutschlands geknüppelt - auch die LINKEnKoalitionsPartner haben dem Widerstand Knüppel zwischen die Beine geworfen, gegen den Widerstand mobilisiert, ihn denunziert

Mag ja sein, dass an vielem die Bundesregierung und die Vorgänger-Regierungen und die Koalitionspartner schuld waren, aber so wie die SPD immer den Pfleger am Krankenbett des Kapitalismus gemacht hat und für das Kapital den Krisenmanager machte, die größten Brutalitäten gegen das Volk durchsetzen half, so beginnt es mit der LINKEN, wenn RegierungsPöstchen winken.

 

Über all das konnte in FFM noch kurz diskutiert werden. Aber in Langenselbold - so teilt der Kollege und Genosse Ferdinand Hareter mit - bleibt leider keine Zeit für eine Diskussion - nur noch ein paar Autogrammjäger und ein Blumenstrauß mit Migrationshintergrund kommen zum Zuge. Nach der ZugNummer 1 , bevor sich die KlosterbergHalle leert.

Aber in Langenselbold, dieser letzten Stadt in Hessen mit zweistelligen Ergebnissen der DKP, genau da darf Oskar Lafontaine unwidersprochen- ungestraft Willy Brandt - den Schöpfer der Berufsverbote und Miterschaffer der Notstandsgesetze gegen die Gewerkschaften und das gemeine Volk der Lohnabhängigen auf die gleiche Ebene mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht heben. Welche Kröte ist noch zu schlucken, auch kein DKPler fängt hier an zu mucken! Noch vorne schaun und alles ducken!! ???

Oskar, der das Märchen vom gerechten Lohn wie alte SPD-Brötchen verbreitet und suggeriert, die Ausbeutung gäbe es nur bei Billiglöhnen. Er hätte ja auch mal analytisch hilfreicher sagen können, dass die Ausbeutung in der privaten Aneignung des gesellschaftlich erarbeiteten Mehrwerts und auch dann noch besteht, wenn die Löhne notdürftig oder nicht so notdürftig für die Wiederherstellung der Arbeitskraft ausreichen.

 

Und dass so der Reichtum entsteht, der unsre Armut schafft. Und die Kriege ???

Zwingel, Esser, Ackermann ?

Nie voll der Hals?!

Und all die anderen Kadetten?

So sind sie halt, die Marionetten !

des Kapitals.

 

Und dann hätte er auch begründen können, dass die Unterstützung und das vom Zaun brechen "völkerrechtswidriger Kriege" kein böser Wille -das ja auch- aber grundlegend die Konsequenz kapitalistisch-imperialistischer Konkurrenz auf dem Weltmarkt ist. Die EURO-Interessen und die des FREURO oder DEURO oder PFEURO oder ItaLEURO liegen tatsächlich im Irak, im Iran, in Pakistan und in Afghanistan, in Kurdistan und in Kasachstan, in der Mongolei, in Eritrea, Sudan, Äthiopien, Zimbabwe, Namibia, Somalia, Kenia, im KongoBecken genauso wie in der Wetterau.

Es geht um die Hegemonie bei der Kontrolle über strategische Rohstoff- und Energiereserven und -Potentiale.

Lafontaine hat die CDUCSUSPD-GRÜNEN als blöd dargestellt, als welche, die nicht wissen, dass sie UNS den TERROR ins Haus holen, wenn sie sich in Afghanistan, in Jugoslawien im Irak und sonstwo an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligen.

 

Lieber Meister Lafontaine, für wie blöd hälst du denn die Linken?

Der Schäuble und der Schily, der Fischer wie der Jung, der Scharping wie der Schröder, die sind nicht blöder als Willy Brandt, der wusste, dass er mit den Notstandsgesetzen die inneren Bedingungen für die neue Außenpolitik schafft - für das "Modell Deutschland" für eine international konkurrenzfähige europäische Industrie mit disziplinierten Heeren von Lohnabhängigen und arbeitslosen Reserven: die Militarisierung des Alltags, der Kniefall in Warschau war nicht nur der erste Schritt zum Mauerfall und zum Einfall der westdeutschen Konzerne ins Ostgeschäft, er war auch die größte Rosstäuscherei der eigenen Basis: denn gleichzeitig wurde die Bundesrepublik zur NATO-Ordnungsmacht gegen die Nelkenrevolution in Portugal und den revolutionären Widerstand gegen Franco in Spanien und gegen den revolutionären Widerstand gegen die faschistische Obristen-Diktatur in Griechenland, Willy Brandt ließ die "Freiheitsglocke" in Westberlin für den Sieg der US-Truppen in Vietnam läuten, förderte die Infiltration der antikolonialistischen Befreiungsbewegungen durch die Friedrich-Ebert-Stiftung von Azania(SüdAfrika) bis Zaire, um dort langfristig die DEURO-Interessen zu sichern, bereitete den PlaupausenExport von nuklear- und anderer Waffentechnik (U-Boote) an das rassistische Südafrika und an Israel nicht nur vor, sondern protegierte diese Praxis, baute sie mit Hermeskrediten und Sicherungen der KdF (das heißt nicht Kraft durch Freude, sondern Kreditanstalt für Wiederaufbau - nach dem gelungenen Krieg vielleicht ? oder das sollte jetzt Hillary oder Obama für den Irak gründen ??? wäre so was wie der Marschall-Plan für Muslime ??))) gesichert weiter aus und sorgte für neue Märkte auch über die Schiene der sozialdemokratischen Internationale. ((Das ist eine sozialdemokratisches BootCamp für gewaltbereite DrittweltPolitFlegel - entsprechendes gibt es im Inneren bei den Friedrich-Ebert-Stipendiaten, wo aus dem Ruder gelaufene Studis und andere gewaltbereite gewerkschaftliche Aufsteiger an die Leine sozialdemokratischer Auftragsforschung genommen werden.)) NEBENSACHE ! WEITER IM TEXT!!!

 

Besonders das Scheitern der portugiesischen Nelkenrevolution ist das Werk der Friedrich-Ebert-Stiftung und Willy Brandts, der persönlich und durch seinen Emissär Helmut Schmidt den Portugiesen mit dem Einmarsch von Nato--Truppen drohte für den Fall einer sozialistischen Entwicklung und damit auch des Ausstiegs Portugals aus der Nato.

 

Das Völkerrecht ist ein erreichter Meilenstein, den die erfolgreichen Unabhängigkeitsbewegungen mitgeschrieben haben. Aber es ist nur ein Kompromiß. Und dieser Kompromiß wird immer weiter ausgehöhlt. Seine Aushöhlung begann nicht erst unter Willy Brandt, Wehner und Schmidt, aber sie haben gut weiter ausgehöhlt und es ging weiter auch unter Schröder und Lafontaine und jetzt geht's noch weiter nach Fischer unter Steinmeier.

 

Wer nur mit dem Völkerrecht wedelt und den Kern der Kriege nicht analysiert, macht die Menschen nicht fähig, sich gegen imperialistische Kriege zu wehren, die dann und wann auch mit dem "Völkerrecht" bemäntelt sind.

Und wohin dieser überreif-stinkende Lafontainesche SPD-Alt-Käse führt, kann man sehen, wenn der LINKE André Brie im Europaparlament zusammen mit der LINKEn Frau Kaufmann für imperialistische Kriegseinsätze blauäugig blaubehelmt stimmt und die EURO-Militärverfassung mittragen will. Es geht im Sudan nicht um Menschenrettung, es geht um Ölfelder und Zugänge und Abgänge aus und zu dem Kongobecken.

 

Mag sein, dass der Oskar alle jene Altsozialdemokraten locken will, die nach den Schalmeientönen aus Willys rotem NelkenMund tanzen wollen: Mehr Demokratie wagen! Mit Notstandsgesetzen? Schröder hat Willy richtig verstanden: das sollte eigentlich sagen: Mehr Volkswagen! Und die neue Ostpolitik ? Der "kleine Mann" glotzt in die Röhren und Mannesmann- liefert sie auf Pump und Rubel nach Osten. Welch ein Jubel! Neue Märkte braucht das Land. Nicht nur Nukleartechnik nach Israel, Brasilien, Südafrika, Pakistan, Indien.

Wie sagte Lafontaine in Langenselbold: "Ich weiß wovon ich rede, ich kenne das Geschäft!"

 

Wertester Oskar, wer die LINKE stark machen will sollte sie nicht besoffen reden und statt mit altem BrandtWein die Leute zu benebeln mehr Klarheit in den Köpfen schaffen, damit man fürderhin auch die Geschäfte der geschäftsführenden Linken besser kontrollieren kann.

 

Nach deiner Rede, die ich in großen Teilen als Gewerkschafter heftig beklatschen konnte, kam ich mir am Ende und nach einigen Nachdenken auf dem Weg nach hause doch etwas verarscht vor: warum bin ich eigentlich 1968 aus der SPD ausgetreten? Nachdem mich der AltSSler Günter Grass in Mannheim zusammen mit Willy Brandt 1963/64 in die SPD geholt hatte. ???

 

Wertester Oskar, du bist ein guter Demagoge, so einen hätten sie 1830 ins Zuchthaus gebracht. Heute hast du Polizeischutz, hat sich etwa doch schon etwas verbessert in den letzten 170 Jahren ? Du bist ein Tribun und tust, was Tribune halt so tun. Sie nutzen die Tribühne und manche werden später dann auch Kaiser.

 

Aber es gilt schon lange:

Es rettet uns kein höhres Wesen,

kein Gott, kein Kaiser noch Tribun !

Uns aus dem Nebel zu erlösen - müssen wir schon selber tun.


VON: HARTMUT BARTH-ENGELBART






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