Am 14. März begannen in Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet, gewalt-tätige Ausschreitungen tibetischer Demonstranten, die sich in den folgenden zehn Tagen auf die an Tibet grenzenden Provinzen Sichuan, Qinghai und Gansu ausdehnten. Einheiten der Polizei, vereinzelt auch der Armee, sind massiv gegen die Demonstranten vorgegangen und haben die Unruhen weitgehend beendet. Insgesamt sind bisher nach offiziellen Angaben über 20 Menschen ums Leben gekommen, größtenteils han-chinesische Zivilisten, die in Lhasa in ihren Häusern verbrannten oder auf andere Art ermordet wurden. Offenbar wurden bei der Unterdrückung der Unruhen auch tibetische Demonstranten getötet. Tibetische Exilquellen sprechen sogar von weit über Hundert Opfern.
Die Unruhen waren gut vorbereitet, organisiert und koordiniert und begannen in einer Zeit, die politisch für eine weltweite Medienkampagne - gegen China allgemein und speziell gegen die Olympischen Spiele in Peking - besonders gut genutzt werden kann. Tatsächlich überwiegt in den westlichen Medien bei der Darstellung der Ereignisse, ihrer Ursachen und ihrer möglichen Folgen, eine völlig einseitige Haltung, die weitgehend dem Tenor der Erklärungen der tibetischen "Exilregierung" und des Dalai Lama folgt. Tatsächlich wird in den westlichen Medien über einen Boykott der Spiele oder andere "symbolische" Maßnahmen gegen China diskutiert. Die chinesische Darstellung der Ereignisse wird entweder gar nicht berücksichtigt oder leichtfertig als "Propaganda" abgetan.
Leider ist in großen Teilen der politischen Linken hierzulande eine eklatante Unkenntnis der historischen Hintergründe der Tibet-Problematik und der Entwicklung Tibets seit 1951 festzustellen. Manche sehen in der VR China ein gerade noch irgendwie sozialistisches Land, verteidigen sie prinzipiell und lehnen Kritik an ihrer Nationalitätenpolitik als ‚antikommunistisch' ab. Andere wiederum entwickeln eine naiv anmutende Bewunderung und Verehrung des Dalai Lama und des durch ihn repräsentierten tibetischen Buddhismus. Über allem schwebt die Mainstream-Berichterstattung, die oft einfach für bare Münze genommen wird. Mit einer Veranstaltung wollen wir unseren Teil dazu beitragen, diesem Mainstream und dieser Verwirrung entgegenzutreten.
Informations- und Diskussionsveranstaltung:
Es spricht der Sinologe Dr. Ingo Nentwig – Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von SALZ e.V.
Montag, 14.04., Alte Feuerwache / Clubraum, Melchiorstr. 3 , 19 Uhr.
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