"SALZ wird zunehmend lediglich noch Spielgeld für parteiinterne Manöver der Partei ‚Die Linke.' darstellen."

09.07.10
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Von Frank Braun und Horst Hilse

Liebe Leser und Leserinnen der Kölner SALZ-website,
liebe Freunde und Freundinnen des SALZ-Bildungskreises in Köln,

die politische Linke in Deutschland befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Sie ist hin- und hergerissen zwischen parlamentarischer Fixierung mit all der Posten- und Pöstchen-schieberei auf der einen und dem Absacken in abstrakte Kleinstgruppenarbeit auf der anderen Seite.
Die Bildungsgemeinschaft SALZ e.V. hatte und hat es in ihrer ursprünglichen Intention als nicht parteigebundene Bildungsgemeinschaft nicht leicht, sich in diesem Terrain zu bewähren. Eine derzeit nur in Ansätzen vorhandene widerständige gesellschaftliche Bewegung wirkt dabei zusätzlich Problem verschärfend.
Es gelang SALZ trotzdem relativ rasch, mehrere örtliche Bildungskreise ins Leben zu rufen, einen wissenschaftlichen Beirat sowie eine Geschäftsführung zu konstituieren. Der Aufbau einer lebendigen Bildungsorganisation wäre also - in bescheidenem Umfang - durchaus möglich gewesen. Doch statt diese Aufgabe engagiert anzugehen, ließen sich viele Aktivisten der ersten Stunde dazu verleiten, die Arbeit für die Bildungsgemeinschaft nicht nur völlig zu vernachlässigen, sondern teilweise ganz einzustellen. Die Gründe dafür lagen und liegen vor allem in den zeitraubenden Anstrengungen zur Einsortierung in das entwickelte Seilschaftsunwesen der Partei ‚Die Linke.' in seinen diversen Ausprägungen.

Die Konsequenz: Eine Lähmung der Arbeit für und mit SALZ, die vehement kultiviert wurde. Probleme und Widersprüche wurden nicht debattiert, Initiativen nicht ergriffen, Strukturen nicht geschaffen. Einzelne lobenswerte Versuche einer Kurskorrektur werden die lähmenden Folgen dieses linken Mehltaus unserer Meinung nach nicht mehr wesent-lich beheben können. SALZ wird zunehmend lediglich noch Spielgeld für parteiinterne Manöver der Partei ‚Die Linke.' darstellen.
Der Kölner Kreis von SALZ e.V. war über die letzten zweieinhalb Jahre bundesweit wohl diejenige Struktur der Bildungsgemeinschaft mit der intensivsten Öffentlichkeitsarbeit in der linken politischen Bildungskultur. Wir haben in dieser Zeit eine große Anzahl von Informationsabenden sowie Veranstaltungen auch in Kooperation mit anderen Gruppen durchgeführt. Wir haben unsere website stetig entwickelt und ebenso einen newsletter kontinuierlich herausgebracht - beide Medien fanden gelegentlich sogar bundesweite Verbreitung. Dabei haben wir es leider nicht geschafft, andere aus dem Kreis unserer Mitglieder zu einer aktiveren Mitarbeit zu bewegen, so daß die Öffentlichkeitsarbeit auf mehrere Schultern hätte verteilt und das schwache Erscheinungsbild der Bildungsgemein-schaft auf Bundesebene insgesamt hätte kompensiert werden können.

Wir sind nun, auch bedingt durch veränderte Aufgabenstellung für strömungsübergrei-fende antikapitalistische Politik, an einem Punkt angelangt, wo wir hier in Köln die Akzente unserer politischen Arbeit neu bestimmen. Im Unterschied zu Mitgliedern der Linkspartei glauben wir nicht, vor allem dort den Ort für basisdemokratisch strukturierte Debatten und Kampagnen zur Beseitigung kapitalistischer Lebenszurichtung vorzufinden.
Hoffnungsvollere Ansätze sehen wir dagegen bei den Bemühungen zur Entwicklung eines organisationsübergreifenden Antikapitalismus, wie er allenthalben in den Ballungszentren zu beobachten ist.
Zwar werden wir SALZ als Mitglieder bis auf weiteres erhalten bleiben und uns dort auch für die Idee einer überparteilichen Bildungsarbeit einsetzen, schwerpunktmäßig jedoch werden wir uns künftig um die - auch lokale - Ausformung eines modernen Antikapitalismus im Rahmen der Sozialistischen Kooperation (SoKo) (vgl. www.sozialistische-kooperation.de und in Kürze unter www.soko-koeln.info ) bemühen.
Da unsere Kräfte begrenzt sind und wir unsere politische Arbeit gewissenhaft betreiben wollen, werden wir unser persönliches Engagement auf Kosten unserer bisherigen Arbeit für den SALZ-Bildungskreis Köln und seines Internetauftritts verlagern.

Für einen modernen Antikapitalismus !

Köln, den 07.07.2010
Frank Braun (frank.braun@netcologne.de) und Horst Hilse (h.j.hilse@web.de)



Leserbrief von Rainer Schäfchen zur Entwicklung von SALZ - 12-07-10 14:29




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