Von Pyranha
Am heutigen Abend wurde von Aktivist_innen der Kampagne „Pyranha - für ein autonomes Zentrum in Köln“ ein leerstehendes Gebäude in der Moselstraße 16-18 in der Nähe des Bahnhof Köln-Süd besetzt. Sie wollen dort für das Wochenende ein temporäres Autonomes Zentrum einrichten und demonstrieren, wie sie sich das Leben in einem selbstverwalteten, unkommerziellen Zentrum vorstellen und ihrem Anliegen Nachdruck verleihen.
Seit den frühen Abendstunden sind Aktivist_innen in das leerstehende Haus an der Moselstraße eingezogen. Bis Sonntag soll es diverse Kulturveranstaltungen geben: So ist für Freitagabend ein Konzert sowie später Kino und Hörspiele angekündigt. Am Samstag folgen über den Tag verteilt jede Menge Workshops, eine Pressekonferenz, sowie am Abend eine große Party. Zum Abschluss am Sonntag laden sie zu einem veganen Electro-Brunch.
Die Besetzung steht am vorläufigen Ende des „Autonomen Kulturprogramms“, mit dem die Pyranhas seit vier Monaten den öffentlichen Raum in Köln belebten. Durch Veranstaltungen, wie den „Finanztanz“ in Vorräumen von Banken, Open-Air-Kino, „Frei(t)raumtheater“ oder „Umsonst-Flohmarkt“ in der Neumarkt-Galerie bemühten sich die Pyranhas in den letzten vier Monaten um Aufmerksamkeit und zahlreiche Unterstützer_innen für ihr Anliegen.
Drei Wochen vor der Besetzung informierten sie die Kölner Fraktionen im Stadtrat, worum es ihnen mit der Forderung nach einem Autonomen Zentrum geht. Diese versprachen mehr oder weniger wohlwollend eine Stellungnahme. 200 Briefe, die Anfang des Jahres anlässlich der Schließung des selbstverwalteten Zentrum „Schnapsfabrik“ versandt wurden, blieben zuvor unbeantwortet. Dazu meint eine Aktivistin: „Wir können nicht warten, bis die sogenannten Volksvertreter_innen anfangen, unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen: In Köln gibt es seit Jahren einen Mangel an selbstverwalteten Räumen für unkommerzielle Kunst, Kultur und linke Politik.“
Ein weiterer Aktivist ergänzt: „Wir machen jetzt diese Besetzung, um zu zeigen, wie wir uns ein Autonomes Zentrum vorstellen und dass wir jederzeit loslegen können und wollen. Wir laden jede und jeden ein sich anzuschließen, um einen Ort zu schaffen, an dem eigene Vorstellungen vom gutem Leben entworfen und erprobt werden können – entgegen Kapitalismus, Hierarchien und Diskriminierungen.“ Was dies konkret heißt, versuchen die Aktivist_innen durch ihre Parties, Verschenkaktionen, Do-it-yourself-Workshops und sonstigen Kulturveranstaltungen zu transportieren. Sie sehen sich im Widerspruch zu einer Gesellschaft, die keinen Raum lässt für Aktivitäten außerhalb einer Kommerzlogik. Ob Ihnen der Raum, den sie besetzt haben, dafür dieses Wochenende gelassen wird, wird sich zeigen.
Kölner AZ-Besetzung: Repression gegen FreiraumaktivistInnen - 02-08-09 21:52